Nach Hause, Bitte
Portugal
 


Autos.
Lissabon.
Alfama.
Barrio Alto.
Von der Kueste des Regens zur Algarve.
Cabo de Sao Vicente.
die Hochalgarve und die Niederalgarve.
War das ein Bergsee oder eine grosse Pfuetze ?
die maurische Burg neben der katholischen Kirche.
die ebene Algarve und die Beton Algarve. 
Themen : 
Lissabon's Strassenbahnen sind etwas besonderes.
Im stroemenden Regen trifft man die nettesten Menschen.
Eine Fahrt zum Foia Gipfel - auch nicht gerade in gutem Wetter.
Islam spielt eine grosse geschichtliche Rolle hier.

 

Autos.

Man kommt einfach nicht um sie herum. Selbst in Erzaehlungen ueber Fahrradreisen spielen sie eine grosse Rolle. Manchmal gibt es zu viele davon, und oft muss man eins benutzen um dahin zu gelangen wo man mit dem Fahrradfahren anfangen will. In diesem Fall war das der Fall. Ich will es kurz und buendig machen. Aber es sollte mit dabei sein, wegen der moeglichen Konsequenzen. Es ist trotzdem ein Bericht ueber eine Fahrradtour. Es dauert nur ein bisschen bis es mit dem Fahrradteil anfaengt.

Die letzte Tour hoerte mit einem Autozwischenfall auf. Diese faengt mit einem Autozwischenfall an. 170 Meilen lagen zwischen mir und Denver, wo ein Flughafen eine Ausreismoeglichkeit aufwies. Das bedeudete ich musste Vail Pass im eigenen Auto ueberqueren, etwas was tausende Male am Tag passiert, ohne dass viel dramatisches dabei passiert. Nicht so dieses Mal. Einen Kilometer nach der Passhoehe hatte der Fruehling einen Eissturm geplant. I versuchte meine Bremsen, und merkte ich hatte keine Bremsen. Also drehte ich auf die Haltespur ab und versuchte das Auto ausrollen zu lassen. Ein Sattelschlepper ueberholte mich auf linker Seite. Scheinbar hatte er keinerlei Probleme mit der Strasse. Eigentlich aber hatte er eins. Als er wieder in die rechte Spur ueberwich, schnellte die Zugmaschine sich entgegen der Fahrtrichtung, aehnlich wie man ein Taschenmesser zuklappt. Der Lastwagen kam zur Ruhe und stand quer ueber beiden Fahrspuren. Ich hielt gerade noch vor ihm an. - Das war aber knapp - Gott sei Dank dass diese Gefahr vorbei ist. - nicht so schnell. In den naechsten 40 Sekunden, fuhren insgesammt sieben Autos in den querstehenden Sattelschlepper. Ein weiterer Sattelschlepper entschied sich fuer die Boeschung antstatt einer weiteren Kollision. Und so stand mein kleiner VW Camper auf der Seite, zwischen mehreren hundert tausend dollar von kaputten allradgetriebenen Vehikeln, und zwei fahrunfaehigen Sattelschleppern, der VW ohne selbst einen Kratzer. Auf dem Eis wurde der querstehende Sattelschlepper mit jedem neuem Stoss, einige Decimeter auf der Strasse entlang geschoben. Das half den Impackt des Aufpralls zu daempfen. Deswegen gab es keine Verletzte. 40 Sekunden eher war mein alter 81 VW Camper ein antiques Problemkind, auf den jeder gefaehrlich nah auffuhr als ich mit 40 kps ueber den Pass fuhr. Der Motor klang wie ein Duesenjaeger der sich gerade anstrengte um einen Start zu ermoeglichen. Auf einem Zeichen im Hinterfenster stand geschrieben "Zu Verkaufen 2300$". Nun war es immer noch mehr oder weniger 2300 Dollar wert, als all die anderen teueren blitzeblanken Luxuslimousinen mit ihrem Allradantrieb. Bis die Poizei kam schien die Sonne wieder und das ganze Eis war weg. Es war wieder ein ganz normaler Fruehlingstag mit ein paar ominoesen schwarzen Wolken ueber den Bergen. Es war schwierig den Menschen in Uniform zu erklaehren wie das Wetter vor einer Stude aussah. Aber das Bild sprach fuer sich selbst.

Der VW wurde bei Bekannten in Denver untergestellt, und ich fuhr per Fahrrad zum Flughafen. Dieses Mal war es wirklich ein perfekter sonniger Fruehlingstag. Die beschilderte Fahrradroute zum Denver Flughafen geht immer noch ueber mehr als 10 km Autobahn. Kleine blaue Zeichen mit Fahrraedern darauf, am Rande der Autobahn, dienen als Beweis. Das war schon mal die erste Sehenswuerdigkeit auf der Fahrt, und noch so nah von zu Hause. Wo sonst fuehrt ein oeffentlicher Fahrradweg ueber mindestens 10 km Autobahn ? Aufgebracht von der Aufregung des Anfangs einer langen Fahrradtour, lehnte ich mein Fahrrad gegen so ein Fahrradroutenzeichen, und fotografierte es mit mit vorbeirasendem vierspurigem Verkehr als Hintergrund. Was die Auftofahrer wohl ueber mich gedacht haben moegen ? Vielleicht ist es besser dass ich das nicht weiss.

Lissabon

"Wie Christoph Columbus einmal sagte, Eureka ich bin gelandet". Ich ueberhoerte diesen Satz in einem dieser stoerenden Selbstgespraeche, also eigentlich ein Gespraech mit einem Haendy. Ich war immer noch im Denver Flughafen. Aber als ich in Lissabon ankam, dachte ich an den Satz. Und danach, "Eureka, da ist mein Fahrrad". Lufthansa nahm es als Gepaeck ohne Karton an, und es sah nicht viel schlechter aus als beim Ablfug. Und Doppereureka, dort ist mein Stopfbeutel mit dem ganze Rest meines Gepaecks vollgestopft.

Gaebe es eine Reisefuehrer ueber die kuerzesten Fahrradrouten, zwischen den wichtigsten Flughaefen der Welt zum Stadtzentrum, wuerde ich ihn jedenfalls kaufen. Aber so weit ich weiss gibt es so was nicht. Aber wenn es einen gaebe, koennte der Eintrag fuer Lissabon so aussehen : Die Fahrradfahrt in das historische Zentrum von Lissabon ist geradezu einfach und immer gerade aus. Gehe mit voll beladenem Fahrrad durch den Ausgang der Ankunftshalle, welche in Groesse und Form einem alten Saveway Supermarktgebaeude in den US gleicht. Gehe etwar 100 Meter nach rechts zu eiem Kreisverkehr und nimm den einzigen grossen geraden Boulevard der von dort abzweigt. Fahre gerade aus so weit wie moeglich, vielleicht so ungefaher sieben km. Falls irgend welche Zweifel aufkommen wie man an einer Strassenkreuzung weiter fahren soll, frage man einen Passanten nach "Rossio" mit raetselhaftem und freundlichem Gesichtsausdruck. Rossio is einer der drei grossen Pracas im Centrum Lissabons. Aber man sollte diesen Namen nicht auf einer offiziellen Karte suchen. Dort wird er als "Praca Dom Pedro IV" bezeichnet. Wenn der breite Boulevard letztlich dem Ende zu geht, und man sich zwischen links und rechts entscheiden muss, fahre rechts, und Du bist innerhalb zwei Strassenbloecken von Rossio. Die Begebenheiten werden etwas anspruchsvoller in der Naehe von Rossio. Der weite Boulevard verwandelt sich in eine enge Kopfsteinpflasterstrasse. Strassenbahnschienen sehr nah am Rand der Strasse testen Deine Faehigkeit, gerade aus fahren zu koennen. Hier schwirren Vorkriegs-Strassenbahnen um die Ecken und lassen die ersten starken Eindruecke von dieser bezaubernden Stadt aufkommen. Die Strasse und Kopfsteinwellen verlangen ungeteilte Aufmerksamkeit hier. Ich erreichte diese Strecke gerade im Berufsverkehr. Ich gab ein Handzeichen um in die rechte Verkehrsspur zu gelangen. Aber der Taxifahrer hinter mir intepretierte dieses Zeichen als Signal dass er mich rechts ueberholen sollte - also wirklich nicht das Beabsichtigte. Was genau bedeudet es eigentlich wenn ein Fahrradfahrer den Arm nach einer Seite heraus streckt und sich umschaut ? Anscheinend sind einige Taxifahrer darueber noch etwas verwirrt. Ich habe es ueberlebt. Nach diesem Ereignis versuchte ich noch ein paar andere international bekannte Handszeichen an dem Taxifahrer. Aber er gab keinerlei Geste dass er irgend einer dieser Zeichen verstand.

Aber zurueck zu was "Rad-Reisefuehrer zu den wichtigsten Flughaefen der Welt" darueber zu sagen haette : Nur einen Block vor Rossio, faehrst Du ueber einen weiteren grossen Plaza, und dieser kann mit keinem anderem verwechselt werden. Nahe der Mitte steht eine grosse Statue, eines auf Pferd einherstolzierendem Conquistador in voller Kampfausruestung. Das ist Pr do Figueira. Du bist jetzt im historischem Zentrum von Lissabon, im Teil Baixa. Dieses Lissabon Barrio liegt auf dem Boden eines steilseitigem Tales welches sich einem riesigem Fluss oeffnet, dem Rio Tejo. Die Talsole ist mit ordentlichen rechteckigen Strassenbloecken ueberzogen, das Resultat eines zentral organisiertem Wiederaufbaus nach einem grossen Erdbeben in 1755. Fuer die erste Nacht mag es guenstig sein hier ein Bleibe zu suchen, bevor man sich in die verwirrenden Strassen der Alfama und des Barrio Altos vorarbeitet.

Beim dem oben erwaehnten Lissabon Erdbeben handelt es sich um noch mehr als ein Erdbeben. Es war der katholische Feiertag Allerheiligen, 1755. "Es wurde geschrieben dass um 9:30, als die Kirchen voll waren, der Fluss zu kochen schien, wonach das Wasser abfloss bis der Fluss vollkommen trocken war". Man muss annehmen dass das Erdbeben angefangen hatte. "Als das eigentliche Beben der Erde nach oben und unten endete, kam der Fluss zurueck in der Form einer Flutwelle, begleitet von singenden Windboeen welche die hunderte Feuer die in den gefallenen Gebaueden aufgelodert waren, anfachte - bis die Flutwelle viele wieder loeschte". Lissabon war eine uralte Stadt, gegruendet von dem roemischen Herrscher Augustus. Nach dieser Allerheiligen Katastrophe blieb nur ein Teil des Alfama Viertels uebrig.

Die Talsole, in der Lissabon liegt wurde mit Vision neu gestaltet. Der Marqui Pompal hatte Einfluss, Geld und Geschmack zur Verfuegung, und erbaute den Baixa Teil in attraktivem und wuerdevollem Stil. Die Strassen, die zum Hafen fuehrten, wurden angelegt um eine schnelle Wahrenbefoerderung von dort zu gewaehrleisten. Jede Strasse war fuer ein bestimmtes Gewerbe zustaendig. Man kann immer noch Zeichen dieser Abtrennung finden. Heutzutage ist einer der anerkannten Handelsgruppen die Strasse der Restaurants, welche ich einen Abend ausprobierte. Mehr darueber spaeter. Baixa ist das alte kommerzielle Zentrum Lissabons, der Stadtteil der Plazas (oder pracas) und eleganten Statuen, Conquistadore, Statuen eleganter Maenner mit Spazierstoecken hoch oben auf Betonpfeilern. Unter ihnen versammeln sich portugiesisch sprechende schwarze Maenner aus Teilen des alten Kolonialreiches.

Erkenntnis und Erfahrung lag zwischen dem ersten und zweiten Tag. Waehrend dieser Zeit kam ich immer wieder zu dem einherstolzierendem Conquistador zurueck. Er wurde zum wahren Mittelpunkt Lissabons fuer mich. Das erste Mal dass ich ihn sah war, in mitten eines Flusses aus Mercedes Taxis, gefangen - auf der Fahrt vom Flughafen. Kastenfoermige Lastwagen und rundfoermige Privatwaegen drehten sich i mitleidlosen, unendlichen Gekreise. Under diesen Umstaenden haben die Observationsfaehigkeiten ihre Grenzen. Ich suchte ein billiges Hotel fuer die Nacht und sah niemals die pensao Zeichen hoch oben an den Gebaueden um den Plaza herum. Die erste Nacht wurde in einem Privatzimmer fuer 15 Euro naeher am Fluss verbracht. Privatzimmer sind normalerweise eine grossartige Loesung der Uebernachtungsfrage. Allerdings hatte dieses Zimmer kein Fenster, und eine offene Lueftung oberhalb der Tuer zum Gang gab mir etwas mehr Einsicht in die Familiendiskussionen als wie ideal gewesen waere. Fuer die zweite Nacht, war mein zu Hause ein Zimmer mit Balkon und Aussicht auf den Steinconquistador. Am Tag zuvor sah ich die kleinen pensao Zeichen nicht, dort oben an den obersten Etagen der Gebauede um Pr. do Figueira. Es benoetigte einen langsamen Entdeckungsspaziergang am zweiten Tag um sie endlich ausfindig zu machen.

Das erste Essen muss man auch als Experiment betrachten. Ein Kellner in einem Restaurant auf der Restaurantstrasse in Baixa schlug ein besonderes Fischgericht vor, fuer einen zu verantwortbaren Preis. Er betaetigte sich dann den Tisch herzurichten, und zwar mit einem kleinen Teller von drei herringaehnelnden Graetenfischen, allerlei Brotarten, Brotaufstrichen, und gefuellten Teigwaren. Da ich nicht genau wusste was ich bestellt hatte, ass ich natuerlich alles was vor mir war. Als Fahrradfahrer ist so etwas normale Vorgangsweise. In Rucksicht war das ein Fehler. Hierzulande, nur weil man es serviert bekommt heist noch lange nicht dass man es bestellt hat. Bevor man in etwas hineinbeisst, ist es ratsam noch einmal eine vertrauenswuerdige Person zu befragen, ob man das Gericht auch wirklich bestellt hat. Vertrauenswerte Personen waren allerdings Mangelware in diesem Establissement. Als die Rechung kam war der mysterioese Fisch mit dem richtigem Preis aufgefuehrt. Er war nicht schwer zu entdecken dass all der andere Mist um mich herum ausserdem auf der Rechunug stand, und zwar mit 1 Euro pro Stueck, ganz egal ob es ein Stueck Brot, ein Miniaturstueckchen Butter, oder ein Fischkuchen war. Ich zeigte eine gebuehrende Menge Aerger und Empoerung und zahlte, mit der Resolution im Herzen von jetzt an selbst zu kochen.

Die zweite grosse Mahlzeit war eine wesentliche Verbesserung ueber die erste Malzeit, genau so wie das zweite Zimmer eine grosse Verbesserung ueber das erste Zimmer war. Mahlzeit Nummer 2 wurde auf dem Balkon des ebenfalls verbessertern Zimmers Nummer 2 mit Blick auf Conquistador zubereitet. Ein fester Leib Coracao Brot, 50 cent Mortadella Kaese, ein Riesenhappen Brie und ein Buschel Erdbeeren ergaben eine viel bessere Mahlzeit aus, und sogar ohne Greaeten. Jetzt hatte der wilde Kreisverkehr unter mir einen anderen Effekt als am Tag zuvor. Jetzt war es ein wohltuender, fast hyptnotisierender Effekt, mit dem sich der Verkehr immer weiter drehte. Ueber dem Kreisverkehr was es viel schoener als in ihm. Was fuer einen Unterschied 24 Stunden machen koennen !

Alfama

Einmal im Zentrum angelangt, ist die Nuetzlichkeit des Fahrrads begrenzt, zumindest um das Zentrum weiter zu erkunden. Die alte Mitte von Lisboa erlebt man am besten zu Fuss, Strassenbahn oder Aufzug. Nach der kurzen Fahrt vom Flughafen vergnuegte sich mein Fahrrad fuer einige Tage in der Hotelgepaeckaufbewahrung, und ch konnte unbehindert zu Fuss gehen. Oestlich der Baixa, streckt das mittelalterliche Alfama seine krummen Treppen zu der uralten maurischen Burg hinauf. Alfama is der aelteste und einzige Teil Lissabons welches das schreckliche Erdbeben von 1755 einigermassen ueberlebte. Der Teil Alfamas, der zum Fluss herunter schaut, ist der maurische Teil der Stadt. Er wurde gegruended, um uebrig gebliebene Mauren zu beherbergen, nachdem sie offiziell vertrieben wurden. Alfama ist der Stadtteil Einkaufstaschen schleppender Frauen, die ab und zu mal halten muessen damit sich der Blutdruck wieder normalisieren kann. Von Miradoren am Rand des Tals kann man auf den quadratischen Strassenplan von Baixa darunter staunen. In diesen romantischen Ecken sitzen alte Maenner und machen Kreuzwortraetsel bei Fadoklaengen. Unkraut hat die Ritzen in den Kirchenwaenden erobert. Falls es eine halb meter breite Spalte zwischen zwei Hauesern gibt, gelangt man dadurch innerhalb einer Minute zu einem neuen Aussichtspunkt auf  den Irrgarten.

In Teilen von  Alfama muessen selbst die Strassenbahnen im Schrittempo fahren. Diese kommen auf winzig kleinem Kreisradius um die Kurven, wegen ihrem kurzem Achsenabstand, so ungefaehr drei Meter. Die Geschichte der Strassenbahnen in Lissabon geht bis auf 1837 zurueck. Zu der Zeit wurden sie von Pferden gezogen und "Americanos" genannt. Elektischer Antrieb kam sehr frueh, um 1902. Dann durchstreiften sie 190 km Strassen und Gassen. In 1974 fasste man den Beschluss das Zeitalter der Lissabon Strassenbahnen zu beenden. Aber die Oelkrise in diesem Jahr rettete die Massentransportationsmittel, zumindest teilweise, und heute sind noch 50 km davon uebrig. Falls Strassenbahnen Deine Sache sind, besonders historische Strassenbahnen im natuerlichen Revier,  ist Lissabon moeglicherweise die interesanteste Stadt der Welt fuer Dich. Strassenbahnen fliegen in jeder Richtung vorbei, und kriechen aus jeder Ecke um die naechste Kurve zu durchquietschen, mit den Klaengen einer Mittagssirene.

Barrio Alto

Am naechsten Tag ging es in die engegengesetzte Richtung, wieder einen steilen Berg hinauf, zu einem etwas eleganterem Teil Lissabons dem Barrio Alto. Hier sind die plazas etwas kuenstlerischer gestaltet und geben ein gepfllegteres Bild ab, als auf der anderen Seite von Baixa. Statuen portraetieren denkende Menschen, oder ganz normale Menschen, durch die Augen des traenierten Kuenstlers gesehen, Abbilder die fuer mich immer wie Bilder von Schaffnern aussehen. Die mit Statuen und Brunnen vollgepackten Placas sind durch exotische Pflanzen verbunden. Uebrigens dienen sie auch vorzueglich dazu um den Blick auf die Unterstadt bildlich zu umrahmen. Hier oben, wenn es nicht ein praca oder Park ist, der nach Wuerdigung schreit, dann ist es eine Kirche. Sie sind in die Stadtlandschaft eingebunden fast ganz so wie ein normales Haus. Vielleicht sind sie ein bisschen groesser. Aber die Fassaden sind recht einfach gehalten und die Gebauede stehen nicht frei. Aber die vergleichbar einfachen Fassaden luegen ueber den Reichtum, der im Inneren verborgen liegt. Da ist nicht nur ein einziger Altar vorn wo der Priester seine Arbeit verrichtet. Eine ganze Serie von Altaeren reihen sich geschlossen an der Innenwand aneinander. Jeder hat ein anderes kuenstlerisches Thema. Einer ist in goldenen Blaetteren gestaltet. Das charakteristische Merkmal des naechsten ist ein goldenes Gitterwerk, so aehnlich wie ein vergoldeder Busch, als naechstes ein Regen von goldenen Kreuzen hier, eine Parade von weinenden goldenen Statuen dort. Das gemeinsame Merkmal all dieser Altaere ist ihr Goldenthalt. Diese Altaere ziehen den nichtsahnenden Besucher der durch die einfache Fordertuere stolpert, auf einen Rundgang mit Kopf permanenterweise in eine Richtung gedreht, um all das Gold aus Suedamerika zu bewundern.



Vor langer langer Zeit fragte mich einmal eine Freundin ob jeder in meiner Familie auch eine Lieblingsform der oeffentlichen Verkehrsmittel haette. Ueber den Rest der Familie weiss ich nicht so genau bescheit. Aber es war schwer die Tatsache zu verstecken, dass ich eine hatte, und sie enthaelt zwei Schienen. Das Barrio Alto weisst unwiderstehliche Attraktionen fuer den Enthusiasten der oeffentlichen Verkehrsmittel auf. Die exotischen Strassenbahnen, die um jede Ecke der Baixa und Alfama flitzen und quietschen, klettern auch zum Barrio Alto. Aber noch exotischere Vekehrsmittel existieren hier. Zwei aufzugaehnliche Strassenbahnen klettern auch aus dem Tal. Sie sehen aus wie Strassenbahnen die auf ein Dreieck gesetzt wurden. Auf diese Weise ist der Innenraum eben waehrend die Landschaft draussen auf 20 Grad gewinkelt ist. Sie sehen aus wie Strassenbahnen aber funktionieren wie eine Seilbahn. Zwei sind miteinander durch ein Stahlseil verbunden. Wenn eine unten ist, ist die andere oben. Die Bahn, die in Baixa nur vier Bloecke von Rossio enfernt ab geht, stammt aus dem spaeten 19ten Jahrhundert, wurde zuerst durch Wasserkraft angetrieben, dann durch Dampfkraft und zuletzt durch Elektrokraft. In diesem fall heisst "zuletzt" so ungefaehr vor hundert Jahren.

Also bist Du immer noch nicht zufrienden ? Du willst noch mehr Superlative des exotischen Massentransports. Lissabon weisst sie auf. Ein freistehender mit Eisenstangen umzierter Turm bietet einen noch weiteren Weg zum Barrio Alto. Er dient als Aufzug. Oben weist der "elevador Santa Justa" einen Gehweg ueber eine kurze Bruecke auf, und so funktioniert das also, zuerst bajo und jetzt alto. All das bedeutet, dass man zwei ganze Rundreisen von Baixa zum Barrio Alto veranstalten kann, und waehrenddessen bei jedem Auf- und Abstieg ein neues Verkehrsmittel ausprobieren kann, bevor man nur die Aufzuege, seilbahnaehnlichen Funicularsysteme, und erst eine einzige "normale" Strassenbahn aus dem 19ten Jahrhundert ausprobiert hat.

Zwei Tage wurden auf ganztaegigen Wanderungen durch Lissabon verbracht. Im Ruckblick viel zu kurz, aber genuegend um einen andauernden Eindruck zu formen. Der alte Teil Lissabons ist das Gegenteil einer Stadt so wie New York oder Frankfurt. Man sieht kein Zeichen der Macht und Arroganz des Geschaefts, keine Wolkenkratzer und kein Zeichen des hetzigen Treibens. Die Macht und Arroganz die hier existierte hatte ein paar Jahrhunderte Zeit um etwas ausgeglichener zu werden, und dadurch auch angenehmer. Als Vasco de Gama von seiner ersten Indien Expedition zurueck kam, brachte er genuegend Pfeffer mit, um drei dieser Reisen zu bezahlen. Das war das Zeitalter als Lissabon zur Hauptstadt einer reichen Kolonialmacht wurde, mit Besitzen in Afrika und Asien. Abbildungen der Stadt, selbst hunderte von Jahren danach gemacht, zeigen immer noch den Reichtum aus dieser Zeit. Kloster, Kathedralen und Palaeste zeichnen die eindrucksvolle skyline. Dann zerstoerte das Erdbeben von 1755 einen grossen Teil dieses Reichtums. In 1988 fegte ein Feuer ueber das Bario Alto und zerstoerte den ganzen Chiado Teil ausser ein paar Geschaeftsfassaden.

Die Stadt ist voll von Erinnerungen an Macht und Arroganz aus frueheren Jahrhunderten; die alte maurische Burg hoch auf dem Berg, der Stein Conquistador dahinstolzierend auf dem alten praca, Triumphboegen, Steinmaenner mit Spazierstock aus alten Zeiten, balanciert hoch oben auf Pfeilern, Azulejo gepflasterte Gebaeude wo die Natur ein paar Rostfarbtoene hinzu gefuegt hat, Kloster die jetzt als Museen dienen. Vielleicht ist es wirklich nicht ueberraschend dass das alte Lissabon mehr wie ein altes elegantes Koenigreich scheint, wo Traditionen aus Nordafrika und Iberien sich zu etwas wunderschoenem Neuen vermischt hat. Anstatt von Wolkenkratzern gibt es Parks. Anstatt von beanzugten zeitberaubten Vertretern sitzen alte Maenner auf Baenken am Mirador in Kreuzwortraetseln vertieft. Anstatt lautem Hip Hop Rap, schwimmt melancholischer Fadoklang von einer Strassengruppe oder einem CD Spieler herueber. So bald man aus der Handvoll Huegeln des alten Lissabons herauskommt verschwindet das alles, und man ist wieder in der modernen Welt.

Von der Kueste des Regens zun Algarve

Hab ich schon erwaehnt, dass es bis jetzt jeden Tag geregnet hat ? Das muss ich wohl vergessen haben. Es handelte sich nicht um die ganztaegigen Wolkenbrueche, die es in den Bergen gibt. Jeden Tag regnete es nur ein kleines bisschen. Sobald der Nachmittag anfing wurde der Himmel etwas dunkler, ganz langsam. Es geschah so langsam, man merkte es kaum. Waehrend der Mitte des Nachmittags erschienen dann ein paar Tropfen, und im spaeten Nachmittag rannten die Menschen nach Unterschluepfen. In einer Stude war wieder alles vorbei.

Eine ganze Woche war schon vergangen, und wenn ich meinen Fahrradkomputer einschaltete waren darauf immer noch lauter Nullen, ausser einer einzigen Ziffer. Ich wollte endlich mit dem Fahrradteil der Fahrradtour anfangen. Ich kannte das Gefuehl im Regen zu fahren. Aber die Erinnerungen waren nicht mehr ganz frisch. Sie hatten mehrere Jahre Zeit zu verblassen. Sie liesen mich nicht mehr die Naesse an der Haut spueren. Sie sagten mir einfach wenn man im Regen Fahrrad faehrt wird man nass. Ausserdem schien es ja jeden Tag nur eine Stunde zu regnen.

Der Plan fuer die ersten paar Tage lautete folgenderweise : die Altlantikkueste Richtung Sueden bis zum suedwestlichtsten Teil Europas zu folgen. Es war Sonntag Morgen. Die kurze Fahrradfahrt zum Fluss herunter, um auf einer Faehre den Rio Tejo zu ueberqueren, zeigte eine verschlafene Stadt auf. - So viel Pflaster, so wenig Autos. Hinter mir blieben eine ganze Menge unerledigte touristische Sehenswuerdigkeiten. Das Denkmal, dass dem "Zeitalter der Entdeckung" gewidmet ist, entfernte sich von der Faehre. Ich bekam nur eine fluechtigen Blick mit, von Vasco de Gama und anderen, wie sie auf einem grossen keilfoermigen Stein auf den Fluss hinaus stolzierten. Gibt es einen passenderen Platz um mit einer eigenen privaten Entdeckungsreise zu beginnen um herauszufinden was es nun hier eigentlich gibt ? Die ersten Funde waren nichts welterschuetterndes. Aber Columbus hat ja zuerst auch hauptsaechlich erst mal Meer gesehen. Es gibt hier Vororte. Die andere Seite des Flusses erwiess sich als weitlaufige Dorflanschaft im Innenland und geschaeftige Vororte von Liboa an der Kueste. Aber das Wetter fing an mich mehr zu beschaeftigen als das was um mich herum war. Es regnete, richtig, regelrechte Wolkenbrueche in regelmaesigen Abstaenden.

Der Regen hatte schon sein Uebel angerichted. Ich war nasser als ein Waschlappen. Den einzigen Grund, dass ich noch meine flimmsige Regenjacke an hatte war weil es keinen Grund gab sie auszuziehen. Ich hatte mich damit abgefunden dass ich nun halt mal nass war und fragte einen Mann in einem schoen bewaldetem Vorort wie ich nach Sesembra fahren koennte. Mit Hilfe eines Schirms war er gerade damit beschaeftigt, sein Auto zu entladen, und den Inhalt in sein grosszuegig angelegtes, in den Bauemen verstecktes, Haus zu befoerdern. "Sesembra ?" fragte ich und hielt eine Landkarte hoch die gerade dabei war sich in Wasser aufzuloesen. Unter seinem Schirm war genug Platz fuer zwei, und er bot mir die haelfte des trocken Platzes darunter an. Das war wirklich eine nette Geste. Er meinte, ich sollte den Schirm halten. Wahrendessen rannte er ins Haus, und er hatte nicht einmal eine Regenjacke, und einen Schirm auch nicht mehr. Also das war schon viel mehr als eine nette Geste. Das war entschlossene selbstlose Gastfreundlichkeit gegenueber eines komplett Fremden. Ich stand also im Regen ueber meinem Fahrrad gespreizt und hielt einen Schirm, trotzdem Wasser tropfend  - was fuer ein laecherliches Bild - und wunderte mich was jetzt als naechstes passieren wuerde. Ich dachte vielleicht rannte er ins Haus um eine bessere Landkarte zu holen, hoffentlich eine aus unloeslichem Papier. Er kam zuerueck etwas spaeter mit einer charmanten jungen Frau, die fliessend Englisch sprach. Fuenf Minuten spaeter sass ich am Kuechentisch und bekam Tee, Brot und Kuchen angeboten. Daniella hatte einen Abschluss in "human resources", studierte in Lissabon und konnte jetzt wegen der schwachen Konjuntur keine Arbeit finden. Es war so eine Unterhaltung, wo wir beide uns ueberschlugen gute Sachen vom Land des anderen zu sagen. Ich beklagte die Tatsache, dass Amerikaner weniger die Sommerferien dazu benuzten, um auf Entdeckungsreisen zu gehen. Anstatt brauchen sie die Zeit dazu, um Arbeit fuer den Sommer zu finden. "Aber wenn sie waehrend des Sommers arbeiten, ist das auch eine Erfahrung, und es waere gut, wenn ich das jetzt haette" war ihre Meinung in perfektem Englisch ausgedrueckt. Hier musste etwas gemeinsames gefunden werden. "Wenn Amerikaner mehr reisen wuerden, wuerden sie nicht Bush's Krieg an Iraq unterstuetzen" war mein Versuch. - "Das stimmt, sie sind mehr ethnocentrisch" meinte sie. Das war ganz genau das Wort was ich suchte, wenn ich gewusst haette dass so ein Wort existiert. Es geht nichts ueber eine Reise durch Portugal, um etwas Englisch zu lernen. Ach ja, Anweisungen nach Sesembra zu fahren bekam ich auch, auf einer detailierten handgezeichneten Karte und noch eine zusaetzliche Karte mit Spanien und Portugal, die viel besser war als die die ich mit hatte.

Das schlechte Wetter wurde in atmosphaerischen Wellen an die Kueste getrieben. Vor zwei Tagen war der Schlechtwetterteil dieser Wellen ganz einfach Regen. Der Gutwetterteil war michlfarbene Atmosphaere. Jetzt bedeutete "schlechtes Wetter" einen offenen Wasserhahn und Regen, der einen 2 cm Teppich Wasser auf die Strasse legte. "Gutes Wetter" hiess Nieselregen. Wenn das nach einer Woche passiert waere haette ich einfach Rast gemacht. Aber die Vorfreude auf eine Fahrt ist so gross wo man sich von nichts zurueck halten lassen will, am allerwenigsten von einem Regenguss der so aussieht als ob er die Strasse wegwaschen koennte. Ich wurde also wieder nass.

Die Fahrradtour wurde schnell eine Serie von Sprints zwischen Unterschlupfpunkten. Am zweiten Tag in Melides fand ich Zuflucht unter einem kleinen Zeltdach, dass ich mit drei alten Maenneren teilte die jetzt genuegend Zeit hatten ihre verschiedenen Standpunkte gegenueber, mit gleichmmaessiger, unerschoepflicher Intensitaet zu verdeutlichen. Unter dem Zeltdach war auch ein deutscher Fahrer der auf dem Weg zum Auto auf der anderen Strassenseite nicht nass werden wollte. "Ja du hasst ja ganz schlechte Karten ... Ich koennte dich ne Strecke mitnehmen ... Habn grosses Auto" - "Danke aber ich wuerde lieber eine durchgehende Strecke auf meinem Fahrrad fahren". Am naechten Tag ueberlegte ich mir dann tatsaechlich ob meine Antwort nicht doch etwas voreilig gefaellt war. Der Regen auf der Strasse war jetzt ganze 3 centimeter hoch, und es handelte sich um gutgebaute Strassen, Strassen mit Abflussvorrichtungen versehen. Es fuehlte sich gerade so an als ob jemand einen grossen Kaffeetopf voll Wasser ueber meinen Kopf hielt und mich voll goss.

Wenn ich die Landkarte heraus genommen haette, um festzustellen wo ich jetzt gerade hin fahre, haette sie sich aufgeloest und die ganze aufgeweichte Schweinerei waere vom Winde verweht worden. Also fuhr ich eine der Stichstrassen zum Atlantik herunter, in der Hoffnung dort unten wuerde ein billiges trockenes quarto auf mich warten. Anstatt war es ein Eingangspunkt zu einem Atlantiknaturpark. Dies waere bestimmt ein wunderschoener und eindrucksvoller Ort in schoenem Wetter. Unter diesen Bedingungen war er immer noch sehr eindrucksvoll. Die Wellen schlugen in Waenden von weissem Schaum und Nebel an den Strand. Sandduenen erreichten die selbe beeindruckende Hoehe wie die Riesenwellen. Es war eine ueberwaeltigende Scene. Ich genoss sie - gerade lang genug um mein Fahrrad zu wenden und wieder aufs Fahrrad zu steigen. Trotzdem, es waren sehr eindrucksvolle 15 Sekunden. Es war noch recht frueh auf der Fahrt um den Abend damit zu verbringen meine Habseligkeiten ueber einen Elektroheizgeraet zu trocken. Aber in Sines tat ich genau das. Meine neue Landkarte von Portugal ging auch durch den zweiten Trocken-Zyklus in genau so vielen Tagen.



Wenn man ueber einen Pass faehrt ist das Ziel normalerweise dass man darueber kommt. Wenn man an der Kueste faehrt ist das Ziel dass man daran entlang faehrt, oder so nah daran wie moeglich. Meine 1: 400 000 Michelin Karte von Sued Portugal zeigte einige Strecken die man als Fahrradfahren mit  Oceanwellen bezeichnen koennte. Auf der anderen Seite, die mir geschenkte 1: 600 000 "GAP map de Portugal" wies einen durchgehenden Strich an der Kueste entlang auf. Das bedeutete eine Strasse. Eines ist klar. Auf der Hauptstrasse etwas im Landesinneren kommt man auf jeden Fall schneller vorwaerts. Es ist am praktischsten die Umwege zur Kueste von dort zu waehlen. Eine Tour, die ganze Kueste so nah wie moeglich mit dem Mountain Bike zu befahren, waere eine grossartige Angelegenheit fuer einen Fahrradclub der sich in dieser Gegend genau mit den vielen Nebenwegen auskennt.

Cabo de Sao Vicente

Wenn man naeher auf Sagres zu kommt wird die Natur kahl und verweht. Dies war das Ende der Welt in 400 vor Christus. Wenn man versucht die Welt durch antike Augen zu sehen kann man sich vorstellen warum das so ist. Die Kueste ist wie der Rand eines abgebrochenen Leibes Brot. Der unebene Kalkstein endet in einem schroffen Felsen in der See. Ein wilder schwammaehnlicher Teppich von Pflanzen zieht Wasser aus dem sonst kahlen Kalkstein. Hunderte Jahre spaeter hatte sich der engste Teil des Mittelmeers als eine kulturelle Mauer erwiesen. Die Einwohner Iberiens waren jetzt in Konflikten mit den Mauren in Afrika verwickelt. Geschichten aus dem Sueden waren Geschichten von Drachen, Einhoernern und Cyclopen. Im Westen gab es nur Wasser. Aber einige Menschen dachten anders. Sie waren wie eine geheime Gesellschaft, ueber viele Stadte und Inseln Europas verteilt, Genua, Bacelona, Venedig, die kanarischen Inseln und Mallorca. Heinrich der Seefahrer brachte diese Seefahrer zusammen, und errichtete ein Fort mit einer Seeschule hier. Seine  Absicht war die weitere Entdeckung der Welt. Aber der persoenliche Grund war die Antwort zu der Tatsache, dass sein juengerer Bruder von moslemischen Mauren an der marokkanischen Kueste gefangen war. Das Resultat dieser Seefahrerschule war letztlich das Zeitalter der portugiesischen Weltentdeckung. De Gama schaffte was Columbus misslang, eine Seeroute nach Indien zu finden. Als er dann die Einwohner eine Kontinents "indians" (heisst beides : Inder und Indianer) nannte, musste man dass nicht mit dem Wort "amerikanische" 100 Jahre spaeter qualifizieren. Nach Heinrich des Seefahrers Seeschule in was jetzt Sagres ist, wurden portugiesische Landkarten zu den besten der Welt. Jetzt gab es Zeichnungen von Elephanten, Nashoernern und Negern, anstatt Drachen, Einhoernern und Cyklopen.

Wenn man von Norden mit dem Fahrrad in Sagres einfaehrt wird man von zwei riesengrossen Lippen aus Beton begruesst. Sie liegen zwischen Dir und dem Meer. Das sind die Ueberreste von Heinrich des Seefahrers Navigationsschule. Man kann durch das Innere spazieren und sich die Ueberbleibsel einer Riesensonnenuhr anschauen, oder sich wundern  wozu eine nagelneue Cafeterie in der Mitte des Forts gebaut wurde. Meine Folgerung war, dass sie dazu dient, Geld aus den Portmonnaies der Touristen zu entfernen. Den schoensten Blick der Riesenlippen der Schiffahrt gewonn ich vom Sitz meines Fahrrads, aus einigen km Entfernung. Die Gelegenheit  war eine Abendtour zum Punkt wo die krustige Brotrindenkueste am weitesten in den Ozean hinaus ragt, der letzte suedwestlichste Zipfel Europas. Es war nicht gerade eine Fahrt durch die Wildnis. Camping Fahrzeuge waren kilometerlang am Strassenrand geparkt. "Letzte Bratwurstbude vor Afrika"  verkuendigte ein Zeichen. Trotzdem, dies war einmal eine historische Meereskreuzung, Cabo Sao Vicente. Es war hier wo Columbus, De Gama und Diaz auf gutes Wetter warteten befor sie sich in den unbekannten Atlantik wagten, oder suedlich an Afrika entlang segelten.

Heute lebt Sagres immer noch vom Ozean. Aber es hat keine geschichtliche Verbindung mit dem alten Seefahrerfort. Sagres ist unter Surfern beruehmt, vor allem waehrend der Sommermonate. Fahrradtouristen koennen sich oft der Infrastruktur bedienen die eigentlich fuer eine andere kulturelle Gruppe errichtet wurde, vor allem wenn die andere kulturelle Gruppe gerade nicht in Saison ist. Das war hier der Fall. Es war noch viel zu kalt zum Surfen. Aber die gleiche Vielfalt von privaten und Hotelzimmern stand zur Verfuegung wie zur Hochsaison. Paradoxerweise brauchte ich deswegen noch mehr Zeit um das richtige Zimmer zu finden, weil ich jetzt das schoenste und gleichzeitig billigste Zimmer finden musste, aus den hunderten von Moeglichkeiten. Aber das ist wohl mein eigenes Problem. In einer Weise hat das moderne windverwehte Sagres mehr Gemeinsamkeiten mit mancher amerikanischen Stadt als wie mit anderen historischen iberischen Ortschaften. Das hoechste Gebaude, welches sich ueber die Stadt erhebt, ist ein Wasserturm, nicht ein Kirchturm. Das Gebaude auf dem schoenste hoechsten Huegel ist ein Hotel, nicht ein Schloss oder eine maurische Burg. Auf zweiten Blick ist man schnell wieder dort wo man ist. Kinder schiessen einen Fussball umeinander. Maenner spielen ein altes Ballspiel im Park. Das Ziel ist eine grosse Murmel so nah wie moeglich an die erste Muremel heran rollen zu lassen. Im Park weht ein starker Wind, und die Baenke machen einen etwas vernachlaessigten Eindruck unter den Palmen in all dem Sand.

Fuer die Fahrradfahrt an der Kueste entlang zum suedwestlichsten Teil Europas benoetigte ich vier Tage. Sie ging ueber ungegefaehr 400 km, und beinhaltete so gut wie alle Fahrradtourenbedingungen. Es war dabei, eine Faehrenueberfahrt zu einer natuerlichen, wenig beruehrten, dicht bewaldeten, langen Halbinsel (suedlich von Setubal). Dabei krochen Sandduenen auf die leere, gut geteerte Strasse. Weiter suedlich erinnerte das Bild mehr an eine flaemische, laendliche Weidenszene, mit einem Atlantik dahinter (noerdlich von Zambujero do Mar). Dabei gab es auch nichtumfahrbare, verkehrsreiche und gleichzeitig sehr enge Strassen voller Schlagloecher, voll von Kleinlastwagen die aber trotzdem recht ruecksichtsvoll fuhren. Eine weitere Etappe bestand aus der Umfahrung einer Oelrafinerie und anschliessender Irrfahrt auf einer Autobahn (suedlich von Sines). Als Entschaedigung waren auch ein paar ungeteerte Kuestenstriche dabei. Im Ruckblick haette man da wohl leichter laufen als Fahrradfahren koennen. Aber dann gab es auch neue, weit angelegte Strassen mit breiter Haltespur, umgeben von wirbelnden modernen Windmuehlen (zwischen Aljezur und Sagres).

Die Vielfaeltigkeit der Begebenheiten sind in der Vielfaeltigkeit der Routenbeurteilung reflektiert. Es gibt also Strassen, wo ich froh bin dass ich sie gefahren bin. Ausserdem gibt es Strassen wo nicht froh bin dass ich sie gefahren bin. Das also bedeutet, sie waren miserabel. Es gibt Strassen wo ich nicht froh bin das ich sie nicht gefahren bin. Das bedeutet also dass ich meine was verpasst zu haben. In diese Kategorie gehoeren vor allem eine Kuestenstrecke durch den Naturpark "Serra de Arrabida" bei Setubal, sowie eine weitere Kuestenstichstrecke nach Monte Clerigo von Aljezur. Selbst aus der Ferne sahen diese sehr interessant aus. Das einzige Element in diesem 2 x 2 Matrix welches fehlt, sind Strassen ueber die ich froh bin ,dass ich sie nicht gefahren bin. Es waer ignorant eine Strasse zu verdammen, die man nicht ersten Rads auf dem Fahrrad kennen gelernt hat. Denn vielleicht hatte George Will Recht als er meinte "Noch nie traf ich auf eine Strasse die mir nicht gefallen hat".

Die Vielfaeltigkeit des Wetters hatte ich schon erwaehnt. Es war ausgiebig Regen dabei, aber auch etwas Sonne. Obwohl ich Richtung Sueden fuhr, nahm die Anzahl der Palmen konsistenterweise ab, mit zunehmender Suedlichkeit. Zuletzt stand ein verloren erscheinender "Yucca Kaktus", scheinbar im Regen ertrinkend, umgeben von satt gruenen Feldern. Es ist ueberraschend aber wahr. Die atlantische Kueste noerdlich von Lissabon ist tatsaechlich waermer und trockener als dieser suedliche Kuestenstrich, bevor er sich oestlich nach Sagres wendet. Wie ueblich kann man die Wasserstroeme an der Kueste dafuer verantworlich machen.

Die Hochalgarve und die Niederalgarve

Ich war auf das totale kulturelle Eintauchen in die portugiesische Algarve vorbereitet. Meine Route bog von der Hauptstrasse ab und wandte sich den kleinen Kuestendoerfern zu, in Suche auf das echte Portugal. Ich tauchte also voll in das portugiesische Erlebnis ein, koennte man wohl sagen. Also gut, ich uebertreibe ein bisschen. Okay, ich uebertreibe eine ganze Menge. Hierzulande koennte man die portugiesische Algarve besser als die englische Algarve bezeichnen. Bei Salema bot eine Barreklame an "Tonight live, Manchester United gegen Liverpool". Das T Shirt auf einem Mann las "Erib Bourdon in concert". Auf einem anderem Hemd stand der philosophische Satz auf englisch geschrieben : "Ich bin gefalllen. Ich kann mein Bier nicht erreichen". Als ich jemand fragte "speak englisch?" antwortete er selbstbewusst "I am englisch". Das sollte also meine Frage beantworten ! Ausserdem machte das es leichter andere Fragen beantwortet zu bekommen. Meine naechste Frage war ueber den Verlauf der kleinsten und trotzdem naehesten Strasse an der Kueste.  Jetzt wo die Sonne sich bestaendig zeigte, umarmte meine Route die Kueste so lieb wie moeglich. Aber es war nur eine kurze Begruessungsumarmung. Die Strasse fegte in weiten Kurven ueber die 50 Meter hohen Felsen. Ein besonders schoener Punkt war eine verlassenen Burgruine auf einer nichtgeteerten Strasse kurz vor Burgau. Da ich keinerlei Referenz in selbst nur einem Reisefuehrer darueber finde, kann ich leider nichts weiteres ueber dessen Geschichte berichten. Als weitere Konsequenz davon, wird die Burg wahrscheinlich auch eine Weile laenger in ihrem friedlichen Zustand am Ende einer leeren Strassen verweilen. Das war der letzte unverbaute Aussichtspunkt  auf die brotrindenaehnliche Felsenkueste fuer eine ganze Weile. Der Irrgarten der Eigentumswohnungen begonn danach. Neue weisse Wohnungsgebaude, aneinander gereiht wie Plaetzchen aus der selben Form, bedeckte Grund und Boden so weit das Auge reichte.

Nur weil eine Stadt von Plaetzchenformwohnungen umgeben ist, heisst das noch lange nicht, dass sie weder Herz noch Geschichte hat. Man nehme den heutigen Uebernachtungsort zum Beispiel, Lagos. Ich hatte es schon fast aufgegeben jeh diese zwiebelaehnlichen Schichten von Hotels und Wohnungskomplexen zu durchbohren. Endlich rollte ich durch das weisse alte historische Zentrum, auf einer in schoenen Mustern gepflasterten Strandpromenade entlang. Here promenieren ganze Familien in friedlicher Coexistenz mit Rucksacktouristen und Pauschaltouristen. Alle bekommen sie die gleiche Aussicht auf den Jachthafen. Auf der anderen Seite des engen Einflusses hat sich eine weitere Art Tourist niedergelassen, die Wohnmobile. Um den ganzen Hafen ist das Leben ein einziger Spaziergang. Jede Sorte Tourist ueberprueft alle andere Sorten. Man ist hier zum Menschenbeobachten sozusagen gezwungen. Denn man kann nicht um sie herum schauen. Tatsaechlich sind die Strassen so voll Menschen, wie Dosen mit Sardinen. Als Resultat fotografiert man alte Haueser aus der Kolonialzeit wohl am besten an einem sehr fruehen Sonntagmorgen, so dass weniger eisschleckernde Touristen vor den historischen Gebaueden herumstehen, und um dieses friedliche Urlaubsgefuehl zu vermitteln, das bei Ferienfotos eine grosse Rolle spielt.

Aber wie schon gesagt, es handelt sich hier nicht ausschliesslich um einen Pauschaltouristenort. Man sieht viele Rucksacktouristen, und es gibt auch fuer sie ausreichend Uebernachtungsmoeglichkeiten. In diesem Ort kann eine alte sanfte portugiesische Frau zu einem scharfen Geschaeftshai werden, nur weil sie ein Zimmer in ihrem Haus vermieten will. Ich war gerade dabei einen engen, staubigen Hoteleingang im historischen Zentrum zu betreten. Das war der Zeitpunkt wo sie mich fragte, brauche ich denn ein quarto (Zimmer). Als wir die endlosen 6 Bloecke zu dem Zimmer liefen passte ich gut auf wie der komplizierte Weg ging, falls ich wieder zurueck laufen muss. Zuletzt oeffnete sie triumphierend die Tueren eines winzingen, wuerfelfoermigen Zimmers ohne Fenster, das aber trotzdem blitzeblank und sauber war. Eine nackte Birne hing von einer Elektroschnur in der Mitte wie ein Fliegenfaenger. 20 Euro verlangte sie schreiend wie ein Versteigerer. Bis jetzt hatten sich alle Preise an einen ungeschriebenen Standard gehalten. Es ist mir fast immer (ausser Setubal) gelungen ein einfaches Zimmer fuer 15 Euro zu erwerben, und diese Zimmer waren reichlicher ausgestattet als wie nur mit Birne und Elektroschnur. Gut, dass ich auf den Weg hierher so gut aufgepasst hab. Aber dann bekam ich doch noch ein weiteres Angebot, das Zimmer daneben mit Fenster und Mobiliar und der Preis war 2 Naechte fuer 35 Euro. Das Betrachten der Familienfotos auf dem Balkon war im Preis inbegriffen. So ist es also. Lagos hat ein Herz, auch wenn es manchmal ein bisschen krustig erscheint. Aber hat es Geschichte ? Natuerlich hat es das. Lange befor der Jachthafen erbaut wurde war dies Heinrich des Seefahrer's Lieblingsresidenz. Er machte diese Stadt zum Stuetzpunkt fuer den neuen Afrikahandel, und Europa's erster Sklavenmarkt wurde hier geschaffen.

War das ein Bergsee oder eine grosse Pfuetze ?

Nach nur einem Tag mit dem Verkehr zu fechten und mich durch Wohnungsirrgaerten zu schlagen war ich ferienreif. Nach nur einem Tag im ausgewachsenen, vollkommerzialisierten Tourismus war ich reif fuer eine Tagestour ohne Tourismus. Dafuer stand eine Tour zu dem Ort Monchique und dem klassischen 900 Meter hohem Foia Fahrradberg zur Verfuegung. Sobald ich von der Kueste weg war, war ich in einem ganz anderen Portugal. Jetzt gab es weite Strassen ohne Autos, mit Bueschen gesaeumt, Buesche die Millionen von Riesenblueten produzierten. Im Gegenlicht koennte man diese weissen Blueten fuer Klopapier halten, das sich in den Bueschen festgesetzt hat. Aber wir sind hier nicht in Mexico oder Suedamerika. Wir sind in Europa. Es handelt sich tatsaechlich um irgendwelche riesengrosse formreiche Blueten. Neue Duefte verlockten schnaufende Nasenloecher; Zitronenbaume, Datteln, Zitrusduefte. Der Verkehrslaerm war auch weg, und offenbarte laendliche Gerausche, das gedaempfte Bellen von Hunden in der Ferne, viele viele Hunde, kleine aber gut ernaehrte Hunde, nicht die Sorte von Hunden die es in Suedamerika gibt, beissende, verhungerte Schurken die immer nahe am Tod sind. Dann ging die Route aufwaerts in einen dichten Eukalyptus- Kastanien- und Korkwald. Diese Baeume benahmen sich mehr wie Buesche. Sie wuchsen zur Seite und nach unten, mit dem scheinbaren Wunsch den ganzen leeren Luftraum um sie herum mit ihren kurvenreichen Aesten zu besetzen.

Ueberhalb von Monchique wurde der Nebel dichter. Ich entschied mich trotzdem zum Gipfel von Foia zu radeln, auch wenn er wohl so aussehen wuerde wie jeder andere Gipfel im Nebel. Dann wurde der Nebel ununterscheidbar von Wolken. Undeutliche Umrisse von Bauemen verschwanden komplett. Ich dachte, dass ich auf einer Alpinstrasse war. Ich muss wohl ueber der Baumgrenze gewesen sein. Aber es besteht auch die Moeglichkeit dass die Baeume nur mehr als zwei Meter von der Strasse entfernt waren. Weiter konnte ich nicht sehen. Alpine Strassenkehren lockten mich den Berg hoch. Wasserflaechen erschienen in Naehe des Strassenrandes. Dies koenten alpine Seen gewesen sein. Aber wenn man bedenkt wie weit ich sehen konnte, besteht auch die Moeglichkeit dass es ganz einfach grosse Pfuetzen vom letzten Gewitter waren. Endlich kam ich oben an. Ich erkannte dass ich oben war weil die Strasse auf einem grossen leeren Parkplatz aufhoerte. Ich stieg vom Fahrrad ab, und konnte zwei riesengrosse blinkende Lichter in der Ferne erkennen. Was waren diese roten Lichter die durch die Wolken stochen ? War das vielleicht ein Warnsignal fuer Flugzeuge ? Oder irgend ein Sendemast ? Nein, ich machte einen Schritt in Richtung der Lichter, und entdeckte es waren Blinklichter eines Buses der ein paar Meter vor mir geparkt war. In den Wolken schienen die Lichter nur so weit weg. Der Motor war abgeschaltet aber die Blinklichter waren an. Als ich um den Bus manoevrierte, mit Vorsicht, dass ich ihn nicht ausser Blick verlor, entdeckte ich zu grosser Ueberraschung, dass er neben einem grossem Gebaude geparkt war. Es handelte sich um eine riesige Touristenbergstation. Im Inneren gab es keinen Nebel. Man konnte wieder sehen. Da ich ueber den Blick neugierig war, den man von hier in gutem Wetter geniessen kann, suchte ich nach einer Postkarte die so etwas zeigt. Natuerlich fand ich mehrere. Diese Postkarten waren sozusagen mein Preis fuer diese Bergfahrt. Ja, es gab also trotzdem einen Sinn hinter der ganzen Fahrt. Denn diese Postkarten konnte man nur hier oben kaufen. Weiter unten in Monchique verkaufte man Postkarten von Monchique. Aber nur hier oben auf dem schoenen Foia Berg verkaufte man Postkarten mit der Bergspitze darauf - na ja, gerundeter Huegel waer vielleicht eine bessere Beschreibung - jetzt, dass ich das erste Mal sehen konnte wo ich eigentlich war. Diese Fahrt war sinnvoll und absolut notwendig, um diese Postkarte zu erwerben.

Vielleicht meinst Du immer noch dass das doch ein etwas wackeliger Grund fuer diese 900 Meter Klettertour im Nebel ist. Aber dank dieser Postkarte kann ich jetzt erzaehlen was man in gutem Wetter erwarten kann. Ja, Foia ist also tatsaechlich ueber der Baumgrenze. Ein weiter Blick streckt sich ueber Huegel die sich wie gruene Kissen von unten aufblasen. Das Obere des Berges ist mit tonnengrossen Steinen uebersaet auf einem Teppich von Steppengras. Was die alpinen Seen anbelangt, davon kann ich keine Spur finden. Das muessen also grosse Pfuetzen gewesen sein. Zwei Menschen sitzen auf einem Stein in kurzen Hemdsaermeln und sinnen den perfekten  Wetterverhaeltnissen nach, die sich zwischen ihnen und einem fernen Kuestendunst ausbreiten.

Aber zurueck zur Wirklichkeit. Die sah anders aus. Ich kramte aus meinen Satteltaschen saemmtliche Kleidungstuecke die ich dabei hatte, und zog sie uebereinander. Mit der Postkarte in einer wasserfesten Plastiktuete sicher in den Satteltaschen verstaut, zitterte ich meinen kalten Weg nach Monchique hinab.

Neben dem Postkarten Betrachten, war das meist visuel befriedigende Erlebnis der Ort Monchique selbst. Das franziskanische Kloster aus dem 17ten Jahrhundert, oder was davon uebrig ist, war eine Szene die an Latein Amerika erinnert. Ein schreiendes Transistorradio war vor der Ruine aufgestellt. Die Waende sahen als verfallen erklaert aus. Sie wurden von zwei zischenden Gaensen beschuetzt und von einem Hund und ein paar Katzen. Die alten Zimmer waren von ausrangierten Kuhlschraenken und anderem Unrat gesaeumt. In der Mitte dieser erstaunlichen Ansammlung, fuehrte eine Treppe zu einem Zimmer wo Menschen wohnten.

Eine weitere Attraktion dieser Tour liegt weiter unten am Berg. Sie eignet sich vorzueglich fuer eine Pause von dem endlosen Rollen zu dem man bei der Abfahrt gezwungen ist. Es handelt sich dabei um eine Reihe von Haeusern, die als Thermalbaeder seit Roemerzeiten dienen, caldas de Monchique. Diese Fahrt im Inland war die schoenste Ueberraschung die mir Portugal beschert hat.

Die Maurische Burg neben der katholischen Kirche

Die iberische Halbinsel hat eine lange und interessante Geschichte. Aber es gibt eine Periode mit welcher der Fahrradtourist auf taeglicher Basis konfrontiert wird. Jeden Tag rollte ich mindestens durch einen Ort der von einer maurischen Burg gekroent wurde. Fast immer stand eine katholische Kirche direkt daneben. Dieses unmittelbare Nebeneinander von 2 radikal verschiedenen Kulturen dient als Zusammenfassung des interessantesten und einzigartigsten Teil der Geschichte der Ibeischen Halbinsel.

Der Begriff "Mauren" bezieht sich auf alle Mosleme mit kulturell arabischer Herkunft aus Nort Affrika. Nachdem Muhammed im Jahr 622 in Mecca starb, breitete sich der Islam schnell nach Nordafrika aus. Spanien hat ein guenstigeres Klima als Nordafrika, und es war politisch schwach zu dieser Zeit. Deswegen war eine Invasion genau so verlockend wie unaufhaltbar. Nur fuer kurze Zeit waren die Spanien besetzenden Mosleme unter der Kontrolle der islamischen Hauptstatdt, Bagdad. Die "el Andalus" Mosleme wurden schnell von Bagdad unabhaengig, und proklamierten sich als das "westliche islamische Reich". Die islamische Kultur war weitaus mehr fortgeschritten als die feudalen Koenigreiche Iberiens, was Architektur, Philosophie und handwerkliche Geschicklichkeit anbelangt. Mosleme herrschten in Teilen von Portugal und Spanien ueber 700 Jahre. Danach wurden sie vollkommen vertrieben. Das ist ein Zeitraum der laenger ist als die Zeit zwischen der Entdeckung Amerikas von Columbus und jetzt. Waehrend nur eines Bruchteils dieser Zeit passierten zwei Weltkriege. Waehrend eines Bruchteils dieser Zeit zerstritten sich verbuendete Laender Europas und schlossen sich zu neuen Fronten. Das Land, das "Vereinte Staaten" genannt wird, existiert seit weniger als ein drittel dieses Zeitraums. Und trotzdem, nach 700 Jahren Herrschaft der Mosleme, haben diese zwei Kulturen sich nicht zu einer vereint.

Es waren nicht 700 Jahre Krieg zwischen Christen und Mosleme. Zum grossen Teil waren es 700 Jahre von relativ friedlicher Coexistenz. Nach 7 Jahrhunderten des Zusammenlebens ist es keine Ueberraschung dass der maurische Einfluss eine grosse Rolle in der iberischen Kultur spielt. Aber es ist ueberraschend, dass nach so einem gewaltigen Zeitraum diese zwei Kulturen sich nicht zu einer einzigen vereint haben. Anstatt verursachten die grossen kulturellen Unterschiede einen Krieg der Dominanz. Das Resultat war die Rueckeroberung des Landes von den Christen. Die katholische Kirche zeigte weitaus weniger Toleranz gegenueber den Moslemen, als wie diese gegenueber den Christen gezeigt hatten. Die Katholiken wurden synonym mit Inquisition und Kreuzverbrennungen. Es handelte sich dabei um Religionshass, wo Mosleme zusammen mit Juden umgebracht, und aus dem Land vertrieben wurden. 7 Jahrhunderte waren nicht genug um einen bleibenden Frieden zwischen diesen beiden kulturellen Gruppen zu bauen, den Glauebigern des Korans, und der Kultur die sich gern auf den letzten Teil der Bibel stuetzen wuerde. Moscheen wurden zerstoert und an ihren Platz traten Kirchen die mindestens eben so eindrucksvoll sein sollten . So also gelangte die Kirche neben die maurische Burg. Jeden Tag rollt man auf dem Fahrrad an weiteren Burgen und Kirchen vorbei, die den gleichen geschichtlichen Begebenheiten folgen, uind jeden Tag kann man eine neue Geschichte mit aehnlicher Handlung lesen.

7 Jahrhunderte ist wirklich eine lange Zeit. Verglichen mit den 7 Jahrhunderten, nach denen Mauren und Einwohner der Iberischen Halbinsel nicht mehr coexistieren konnten, haben die Israelis und die Palestinenser erst angefangen. In den paar Jahrzehnte haben sie es noch nicht einmal zu einer einfachen friedlichen Coexistenz gebracht. Neuerdings gibt es ja noch einen anderen Konflikt zwischen dem Westen und dem Land des kulturellem Islam, naemlich Bushs Invasion von Irak. Haben diese sogenannten intelektuellen Architekte dieser Invasion wirklich gedacht sie wuerden als Befreier begruesst ?  Vielleicht wuerden sie mit dem Zeichen begruesst "Amerikaner, Bitte kommt und nehmt unser Oel !". Es ist eigenlich nicht glaubwuerdig, dass Mr Wolfowitz und Donald Rumsfeld, egal wie ethnocentrisch sie auch sein moegen, so etwas tatseachlich geglaubt haben koennen. Was allerdings Dubijay (So spricht man W., wie in George W. Bush, auf texanisch aus ) Bush anbelangt, ja , also er macht wirklich den Eindruck, dass er das geglaubt haben koennte. Aber die Eindruecke eines Schwachsinnigen koennen truegen. Man nehme nur die Geschichte ueber Atomwaffen in Irak. Die halbe Welt hat ihm das geglaubt. Das beweist also, dass ein Wahnsinniger sehr gefaehrlich sein kann, trotz seines Schwachsinns. Wie bequem dass Herrn Cheneys alte Firma, Haliburton, so viel beim Wiederaufbau Iraks verdienen kann. Wie schoen fuer die Industrie, die fuer das Bush Vermoegen verantwortlich ist, die Oel Industrie.  Wiederaufbau heisst mehr Arbeit und Profit fuer Bush GMBH. Finanziert wird es durch Geld, dass an Irak zumeist nur geliehen ist, teilweise sogar von dritten Laendern. Ausserdem verspricht der Wiederaufbau eine stimulierte US Konjunktur waehrend des Bush Regimes. Ganz nebenbei fliesst vielleicht sogar noch irgendwann einmal mehr Oel auf den "Welt"markt. Was hier Welt heisst wird Welt heisst wird noch von einer neuen Irak Regierung definiert werden,  nur unter Bushs Zustimmung natuerlich. Eines Tages mag es noch passieren. Oel mag in rauhen Mengen aus Irak fliessen, auch wenn das nicht ganz so schnell ging wie es sich die alten Maenner im Weissen Haus vorgestellt hatten. Allen geht es dann besser, richtig ? Oder vielleicht auch nicht. So sieht es im November 2003 aus. Es waere interessant zu wissen wie diese Geschichte in 700 Jahren erzaehlt wird.  Vielleicht wird Bush dann als grosser Intelektueller mit grosser Weitsichtigkeit angesehen, jemand mit grossem Interesse in den Kulturen der Welt. Ich wuerde nicht drauf wetten.



Also wie schon erwaehnt, es scheint dass jede maurische Burg auf dieser Fahrradtour unbedingt eine katholische Kirche daneben haben muss. Das naechste Beispiel davon stand hoch auf einem Berg in Silves. Die Mauren wurden relativ frueh von Silves vertrieben, ungefaehr 200 Jahre vor ihrem letzten Stuetzpunkt in Granada. Silves war nahe genug an der Kueste dass es auf der Kreuzzugroute lag. Also war es oekonomisch moeglich, dass man auf dem Weg zum Heiligen Krieg, noch ein paar moslemische Staedte hier an der westlichen Mittelmeerkueste verwuesten konnte. In 1189 erwarb der Koenig Portugals die Hilfe von zwei neuen Banden von Kreuzrittern. Diese eroberten die naheliegende Ortschaft Alvor, toeteten ihre 6000 Einwhohner, und eroberten Silves nur kurzfristig. Nachdem die Kreuzritter verschwanden, blieb Silves fuer weitere 50Jahre unter moslemischer Herrschaft. Der naechste Koenig von Portugal, Alfonso III, stellte 3500 englische, flemische und deutsche Kreuzritter an. Zuerst kam ein schneller oberflaechlicher Sieg, dann eine lange bittere Belagerung. Aber bis 1249, wurde Silves als von Mauren gesauebert erklaert. Nach weiteren 20 Jahren wurde die Algarve zur portugiesischen Provinz.

Ich wusste es doch. Ich haette im inneren des Landes in der "Hochalgarve" weiter Rad fahren sollen. Aber die Suche nach dem idealen Aussichtspunkt auf Silves, wie es sich ueber einen Huegel erstreckt, fuehrte mich Richtung Kueste. Von hier konnte man diese dicken sandkistenaehnlichen Waende am besten bewundern, oben auf dem hoechsten Teil des Berges. Diese dicken Waende sind die letzten Ueberreste der Mauren, hier und in all den anderen Begdoerfern. Die Rueckeroberung Iberiens war ein Religionskrieg. Die reichen Minarette wurden zerstoert, und anstatt wurden katholische Kirchen gebaut. Diese mussten mindestens so aufwendig sein wie die Moscheen die einst dort standen.

Die ebene Algarve und die Beton Algarve

Es war wirklich ein schoener Aussichtspunkt. Aber er fuehrte mich zur verbauten Kueste zurueck. Silves war der letzte Ort der etwas Menschliches an sich hatte. Vor mir waren die Pauschalferien Ortschafften bei Albuffeira und seinen verschiedenen Praias. Aber selbst ueber diese Radfahrt kann ich gute Sachen berichten. Die Qualitaet der Strassenschulter auf meiner N-123 war erste Klasse. Es war ein passender Platz, um die Verruecktheiten der verbauten Kueste und den dazugehoerigem Massentourismus zu beobachten, auch wenn es ein bisschen laut war. Die Betonkueste erreichte ihren Hoehepunkt bei Albuffeira. Gegossener weisser Beton kam in verschiedenen Groessen und Formen. Jede Form war hunderte mal vervielfaeltigt, 2 Stock hohe Formen eine nach der anderen, manchmal eine Form neben ihrem Spiegelbild, dann wieder die erste, alles zusammengeschachtelt zu einer riesengrossen Betonwueste. Die exklusive Nachbarschaft an der Marina von Albuffeira war ein weiteres Beispiel von ein paar architektonischen Formen die dann "ad nauseum" vervielfaeltigt wurden. Hier sind es eine Ansammlung von 5 Stockwerk hohen Mehreckformen. Es handelt sich um sternfoermige Gebauede, die aussehen wie ein Wohnungprojekt in den slums ausserhalb von New York, nur dass sie weiss angestrichen sind. Ein weiterer Unterschied sind ein paar kreisfoermige Fenster in den Gebaeuden. Ich kann mir vorstellen, sie sollen wohl dazu dienen ein exotisches Feriengefuehl zu vermitteln. Verschieden riesengrosse Entlueftungsanlagen auf den Wohnungen repraesentieren ein weiteres Abenteuer der Architektur. Ein anderes Denkmal des Pauschaltourismus ist ein Wolkenkratzer in Albuffeira. Zumindest fing es als Wolkenkratzer aus Eingentumswohnungen und Hotelzimmern an. Anscheinend war die Nachfrage nach Zimmer fuer Sonnenanbeter aber immer noch nicht gesaettigt. Denn angebaut an dessen Seite, waren weitere polygonisch geformte Wohneinheiten. Alles sah aus wie eine grosse Bienenwabe die langsam zu hoch wurde. Das war ein richtiger Turm von Babel der Ferienunternehmer.

Als meine Route Faro erreichte, hatte sich das Wetter wieder geaendert. Es regnete wieder - mal wieder. Auch die Umgebung hatte sich geaendert. Die Steilkueste war weg und Sandstraende waren da. Auch die Massentouristenorte waren hinter mir.


Auf Reisen muss man sich vorbereiten. Ein Mensch, der sich fuer Reisen in Europa interessiert und in den USA lebt, liest also Reisebuecher und schaut sich auch an, was das Fernsehen darueber zu bieten hat, auch wenn es sich nicht speziell auf Fahrradfahrer bezieht. Er verbringt also geraume Zeit vor dem Fernseher und hoert sich die eminenteste Autoritaet an, die es in diesem Fach hierzulande gibt. Viele Sonntag Abende wurden an Rick Steves und seine Serie "Travel in Europe" auf PBS geopfert. Wenn Rick ueber Portugal spricht, verbringt er geraume Zeit mt der "capella de ossos", eine Kapelle der Knochen, eine Kirchenabtei die mit so vielen ausgegrabenen menschlichen Knochen aus dem danebenliegenden Friedhof gefuellt ist, wie nur in die Kapelle hinein passen. Anscheinend gibt es zwei beruehmte Beispiele davon in Portugal, eine in Evora, und eine hier wo ich gerade war, in der Hauptstadt der Algarve, dem alten Faro. Ich kann mich jetzt nicht mehr erinnern welche capella Rick persoenlich empfiehlt. Jedenfalls war ich in greifbarer Naehe von einer in Amerika hoechst gewuerdigten Sehenswurdigkeiten Portugals. Aber das Schicksal wollte nicht das ich die Capella de Ossos selbst sehe. Der intimste Weg, diese Knochen zu erleben, fuer mich, bleibt weiterhin im Komfort meines Sessels vor dem Fernseher. Es war Ostersonntag. Sonntag war der einzige Wochentag, wo diese Touristenattraktion und gelegentlicher Betraum, geschlossen war. Aber Ostersonntag hat andere Vorzuege, die Rick Steves nicht erwaehnt, welche aber dem Fahrradtouristen zu Gute kommen. Die Strassen sind geisterleer. Die pracas in Faro sind weit offene Plaetze. Man kann sein Fahrrad an die Statue von Koening Alfonso III lehnen und es tatseachlich ohne zusaetzliche Menschen fotografieren. Vor langer Zeit war Alfonso derjenige, der die letzten maurischen Staedte eroberte, und das portugiesische Koenigreich in seiner endgueltigen Form vereinte. Heute hielt sein steinernes Ebenbild ein Kruzifix ueber ein Tourenfahrrad, als ob es gesegnet werden sollte. So hab ich es jedenfalls fotografiert. Ich nehm an, dem Stein hat es nichts ausgemacht.

Die Strassen waren wunderbar leer. Aber es wurde sogar noch besser. Tavira hatte all solche Attraktionen, die man jetzt schon von einem Algarven Ort erwartet, eine grosse maurische Burg ueber farbigen Ziegeldaechern, eine interessante Kirche wo vor vielen hundert Jahren einmal eine Moschee stand. In Tavira ist es nur einfacher all diese Sachen zu wuerdigen. Man muss sie nicht erst erkaempfen. Man muss sie nicht in Mitten eines Dschungels von sterilen Hotels und Zweitwohnungen suchen. Die Burg in Tavira wurde zu einer grossen mehreckigen Sandkiste umgeformt. Auf Treppen kann man auf die 10 Meter hohen Waende klettern. Dort oben kann man die Mauer umrunden, ohne laestige Gelaender oder andere Vorrichtungen die dazu dienen den Touristen vor sich selbst zu schuetzen. Von jeder Seite der Stadtmauer oeffnet sich ein neues Bild der nahen Kirche und des Flusses darunter. Der Innenteil des Sandkastens is jetzt ein tropisches Pflanzenparadies. Das bekraeftigt das ruhige und friedliche Gefuehl dass durch diese Stadt geht. Zu solchen Zeiten scheint es, dass wir schon einen langen Weg zurueck gelegt haben, seit dem man sich von hier oben mit heisem Teer begossen hat. Dies war die beste Burg bis jetzt, und der Eintritt war kostenfrei, und deswegen ist sie noch besser. Taviras Strassenbild zeigt noch mehr als enge verwinkelte weisse Gassen. Ein noch groesserer Teil ist von alten eleganten Villen aus dem 16ten bis 18ten Jahrhundert bestimmt.  Sie fliessen geradezu von den Huegeln zum Fluss Gilao herunter und enden dort in einer Parade der Balkone und rostigem Eisengelaender ueber dem Fluss. Dies ist eine Sorte von Stadtzentrum die eine Weiterfahrt unmoeglich macht, bis man auch auf jeder letzen kleinen Strasse mit dem Fahrrad entlang gerollt ist.

Der Tag endete etwas zeitig an der spanischen Grenze in Villa Real do Santo Antonio. Der Grund war die beruhigende Atmosphaere am Atlantik. Die maurischen Algarvenstaedte waren jetzt alle hinter mir. Villa Real besteht aus einem grossen beruhigenden rechteckigen Strassennetz. Dieses macht die Orientation wieder zum systematischen Process, nicht das gefuhlsmaessige Ratespiel, dass es waehrend dieser Tour geworden ist. Der Mann, der fuer dieses rechteckige Strassennetz verantwortlich ist, ist derselbe des einzig anderen rechteckigen Strassennetzes, das es bis jetzt auf der Tour gab. Es handelt sich um den Marques de Pombal. Diese Stadt wurde waehrend des 17ten Jahrhunderts von einer Flutwelle zerstoert. Er befohl die Stadt wieder zubauen mit Steinen, die den ganzen Weg von Lissabon angeschleppt werden mussten. Dieses Projekt dauerte nur unglaublich kurze 5 Jahre, und da ist der Wiederaufbau schon mit inbegriffen.



Jetzt wo es wieder flach war, sah man wieder mehr Fahrradtouristen. Ich traf zwei englische Maenner auf dem Weg ins Landesinnere, dann ein Paar aus Nordeuropa, dann eine grosse Gruppe alle mit gleichen Satteltaschen. Jeder, mit dem ich sprach, beklagte sich ueber den Verkehr. Fuer mich war das hier die Friedlichkeit selbst. Ich brauchte gar nicht erst fragen ob sie durch Albuffeira geradelt sind.  Fuer mich war der Vekehr hier die Ruhe nach dem Sturm. Na jah, zumindest war der Sturm, ich mein der Wind, immer von hinten.

Ich sagte "obrigado" zu der letzten freundlichen ruhigen portugiesischen Frau, von der ich ein Privatzimmer mietete. Sie hielt Schildkroeten in ihrem Garten. Dort, wo ich nach Spanien einfahren wollte, stand die bis jetzt, groesste, eindrucksvollste Burg am Meer, Castro Martim. Sie hat die suedliche Grenze Portugals schon seit dem 13ten Jahrhundert beschuetzt. Daneben steht eine hochmoderne Haengebruecke nach Spanien. Aber Fahrraeder sind nicht darauf erlaubt. Also, zurueck nach San Antonio und seinen Faehren ! Endlich auf der Faehre nach Spanien; zwei weitere Fahrraeder machten die Ueberfahrt, beide speziell gebaute Mercian Rahmen mit alten Brooks Ledersitzen und nicht im Lenker verlaufende Bremskabel, alles Zeichen einer etwas sehr ausgereiften Fahrradkultur. Das Paar das zu den Raedern gehoerte war mindestens in den 60er Jahren. Sie wohnten in England, aber waren in San Antonio seit den letzten 6 Wochen "auf Besuch", sozusagen. Sie zahlten 18 Euro pro Person fuer ein Zimmer und 2 Mahlzeite pro Tag. Die Zeit zwischen den 2 Mahlzeiten verbrachten sie normalerweise mit einer Radfahrt auf der fast hollaendisch flachen Kueste, oder mit Besuch einer der paar Burgen auf der wenigen Huegeln wo es nicht flach ist. Was fuer ein schoener Ruhestand, und wo koennte man das besser machen !

Zur Fahrt an der Algarve von Sagres wurden 4 Tage und ungefaehr 475 km benoetigt, einschliesslich der Tagestour nach Monchique, und all meine Lebensmitteleinkauf km. Die Zeit auf der Faehre konnte ich dazu benutzen, mich an all die Sachen zu erinnern, die ich an diesem Land schaetzen gelernt habe. Vieles davon reflektiert sich in seiner Musik. Ein grosser Teil, was man hoert, ist von Fado beeinflusst. Fado hat ein paar Gemeinsamkeiten mit dem Blues. Beides ist eine Musik, die aus dem Leid entstanden ist. Aber dort hoert die Gemeinsamkeit auf. Waehrend der amerkanische Blues wohl die simplistischste Musik ist, die der Mensch bis jetzt erfunden hat - ausser falls es jemandem gelungen ist, Musik mit nur 2 Akkorden zu machen - ist Fado harmonisch und rythmisch komplex. Das Gefuehl was von Fado vermittelt wird, ist nicht so viel Schmerz und Leid, aber vielmehr etwas feiner abgestimmtes, Melancholie. Diese Musik steht in Kontrast zu dem angeberischem spanischem Flamenco, genau wie die sanftere portugiesische Natur in Kontrast mit der lauteren spanischen Natur steht. Selbst die portugisische Sprache mit seinen weicheren Lauten ist besser geeignet fuer den Fado. Ich hatte ein kleines Tonaufnahmegeraet dabei, womit ich Aufnahmen aus dem Radio machen konnte, und innerhalb einer Woche wurde Fado beeinflusste Musik eine meiner liebsten musikalischen Ausdrucksformen der Welt. Man hoert es so gut wie nie auf der anderen Seite des Atlantiks. In Kontrast kann man brasilianische Musik rund um die ganze Welt hoeren. Das ist eigenartig weil die beiden recht verwandt sind. Ich las einmal wie das Brasilianische Volk als das musikalischste der Welt beschrieben wurde, und wenn man genug Fado gehoert hat, verteht man wo die Musikalitaet her kam.

Zuerst wollte ich diesen Teil "die Postkartenkueste" betiteln, wegen all den friedlichen Szenen die man nur auf Postkarte sehen kann. Ich bin mir sicher dass diese Fotos schon aus dem letzten Jahrzehnt stammen, als die Kueste noch nicht so bebaut war. Dann wollte ich diesen Teil "die Betonkueste" nennen, wegen dem was daraus geworden ist. Aber wahrscheinlich ist einfach "die Algarven Kueste" der passendeste Titel. Denn es gibt dort wirklich viele wunderschoene Plaetzchen, auch friedlich ruhige, so wie Foia, Tavira oder San Antonio.

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